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Regionales

11:08 Uhr | 27.07.2017

Schrank mit Geheimnissen

Die Einrichtung des neuen Dauerausstellungsbereiches im Residenzschloss Altenburg ist auch eine Reise in die deutsche Zeitgeschichte. Thematisch wird die Ausstellung zwar der jüngeren herzoglichen Linie in den Regierungsjahren 1826-1918 gewidmet sein. Doch die Provenienzforschung zum Verbleib der ehemaligen Schlossausstattung beginnt mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, als der letzte regierende Herzog Ernst II. abtrat, und reicht bis in die Gegenwart.Als Ergebnis dieser Recherchen kehrt nun ein Kabinettschrank als Leihgabe in das Residenzschloss Altenburg zurück. Das filigran gearbeitete Möbel besteht aus einem tischartigen Unterteil und einem kastenförmigen Oberbau. Verarbeitung und Material des Untergestells sprechen für eine Fertigung im 19. Jahrhundert. Der Aufsatz aus dem 17. Jahrhundert ist flächendeckend mit reichen Intarsien aus farbig unterschiedlichen Hölzern verziert. Dafür wurden Nussbaum, Palisander, Ahorn, Buchsbaum und Vogelaugenahorn verarbeitet. Zwischen üppigen floralen Motiven sitzen Vögel. Auf den Türinnenseiten befinden sich Trophäen. Die Außenseite beider Türen zieren, jeweils umgeben von Blumenarrangements, ein Fürstenhut und das Monogramm (gespiegeltes) „F" und „W". Im Inneren finden sich 16 Schubkästen und ein größeres Ablagefach mit Tür. Hier macht die mit einem Fürstenhut gekrönte Inschrift „HONI·SOIT·QUI·MAL·Y·PENSE" („Ein Schelm, wer Böses dabei denkt") neugierig. Dabei handelt es sich um die Devise des englischen Hosenbandordens.Diese Komposition wirft verschiedene Fragen auf: Denn offensichtlich sind die oberen und unteren Schrankteile nicht zeitgleich entstanden, aber doch nun zu einem Möbel vereint. Und in welchem Zusammenhang wurde die Inschrift des Hosenbandordens so zentral und von Blumenwerk umgeben platziert?Es ist zu vermuten, dass die Inschrift in Verbindung zu den Initialen steht. „FW" könnte sich auf Herzog Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg (1603-1669) beziehen. Allerdings war er nicht Mitglied des Hosenbandordens. So bleibt anzunehmen, dass „FW" für Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) steht. Er erhielt 1654 den Hosenbandorden. Möglicherweise stammt demzufolge das Möbel aus seinem Besitz.Provenienzforschung ist ein vielschichtiger Arbeitsprozess. Es sind alte Schlossinventare zu sichten, die heute hauptsächlich im Landesarchiv Altenburg aufbewahrt werden. Sie beinhalten raumweise die Verzeichnung von Fenstern, Türen, Gardinen, Gemälden und Möbeln. Allerdings enthalten die Inventare meist nur knappe Aussage in Form der Benennung der Objekte und ohne detaillierte Beschreibungen zu liefern. Erbteilungen und politische Veränderungen waren mit gravierenden Bestandsveränderungen verknüpft. Nicht selten fanden Umverteilungen und Verkäufe in den zum Herzogtum gehörenden Liegenschaften statt. So ist es mitunter schwierig, die Geschichte eines einzelnen Objektes zu eruieren.Auch sind die genauen Wege, wie Möbel aus dem Residenzschloss gelangten, nur spärlich rekonstruierbar.  Nach der Abdankung von Herzog Ernst II. im November 1918 kam es rasch zu einem groß angelegten Inventarverkauf. Das Interesse am Erwerb ehemaliger herzoglicher Besitztümer war enorm. Zeitzeugen wissen zu berichten, dass der letzte regierende Herzog Ernst II. auch späterhin Mobiliar aus seinem letzten Wohnsitz Schloss Fröhliche Wiederkunft Wolfersdorf veräußert und abgegeben hat. Nach seinem Tod 1955 kamen verschiedene Möbel, Gemälde und kunsthandwerkliche Objekte in Thüringer und Berliner Museen. Immer wieder werden in Auktionshäusern auch Möbel aus Schloss Altenburg zum Verkauf angeboten. Sie sind zumeist mit aufgestempelten Inventarnummern oder Klebezetteln  gekennzeichnet und geben so ihre Herkunft preis. Aus dem Kunsthandel Objekte zu erwerben, ist für den Schloss- und Kulturbetrieb indes aus Kostengründen meist nicht möglich. Doch es gibt auch Ausnahmen: Dank großzügiger Spenden konnten vor zwei Jahren zwei große Porzellanvasen erworben werden.Kürzlich war nun als Leihgabe die Übernahme des hier vorgestellten Kabinettschrankes aus dem Stadtmuseum Jena möglich. 1955 wurden er und weitere Inventarstücke aus Schloss Fröhliche Wiederkunft dem Museum übergeben. Für die neue Dauerausstellung ist nun vereinbart worden, dass die zum Residenzschloss gehörigen Stücke wieder nach Altenburg kommen sollen. Und dank einer im Landesarchiv vorhandenen Fotografie lässt sich der ehemalige Standort des Schrankes im Altenburger Schloss lokalisieren, bevor er in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in das Schloss Fröhliche Wiederkunft umgesetzt wurde. Nun wird das Möbel in der neu zu eröffnenden Schlossetage ein besonderer Blickfang sein.

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