14:04 Uhr | 29.07.2025
Wollten AfD und Pro Altenburg Mehrheit im Stadtrat umgehen?
Als Kay Kuntze die Leitung des Theaters Altenburg-Gera übernahm, befand sich das Haus in massiven finanziellen Schwierigkeiten. Sein Vorgänger hatte ein Defizit von rund vier Millionen Euro hinterlassen. Gleichzeitig blieben viele Vorstellungen leer, und das Landestheater in Altenburg wurde lediglich bespielt, ohne dass man von einem produzierenden Haus sprechen konnte.
Unter Kuntzes Leitung vollzog das Haus binnen kurzer Zeit eine komplette Wende: Mit sanierten Finanzen und überregional erfolgreichen Produktionen zählt das Theater Altenburg-Gera inzwischen zu den erfolgreichsten Bühnen Deutschlands. Zumindest lassen die Auslastungszahlen in Altenburg und Gera den Großteil anderer deutscher Theater hinter sich.
Die Gesellschafter des Theaters – Stadt Gera, Stadt Altenburg und der Landkreis Altenburger Land – waren sich 2022 daher einig, Kuntzes Vertrag bis zu seinem Renteneintritt als Intendant zu verlängern. Um jedoch keinen Präzedenzfall in Thüringen zu schaffen, bestand der Hauptfinanzier, der Freistaat Thüringen, auf einer Kündigungsklausel bis zum 31. Juli 2025 mit einer möglichen Beendigung des Vertrags im Jahr 2027.
Rache des ehemaligen Chefdramaturgen?
Inzwischen hat sich die Stimmung gegenüber Kuntze in Gera jedoch geändert. Laut dortigen politischen Kreisen soll vor allem der ehemalige Chefdramaturg des Theaters, Felix Eckerle, inzwischen Kulturchef der Stadt Gera, im Geraer Rathaus Stimmung gegen Kuntze gemacht haben. Immerhin hatte Kuntze dessen Vertrag seinerzeit nicht verlängert. Noch heute berichten Mitarbeiter des Theaters von Eckerles eher ruppigem Umgangston, der schon damals als kaum erträglich galt. Ob Eckerle selbst Ambitionen auf den Posten des Intendanten hegt, ist unklar. Letztlich stimmte eine Mehrheit im Geraer Stadtrat für eine Kündigung Kuntzes.
Geras Oberbürgermeister Kurt Dannenberg konnte in der Gesellschafterversammlung hingegen keine Mehrheit für die Entlassung des erfolgreichen Intendanten erreichen. Der Landkreis Altenburger Land sowie die Stadt Altenburg wollen weiter an Kuntze festhalten, beide stimmten gegen eine Kündigung.
Mit einem Trick die Mehrheit umgehen
In der Stadt Altenburg forderten lediglich AfD und Pro Altenburg die Kündigung Kuntzes, allerdings ohne einen kündigungsrelevanten Grund zu nennen. Im Stadtrat selbst hätte dieser Antrag jedoch keine Mehrheit gefunden. Daher sollte in einer außerordentlichen nichtöffentlichen Sitzung am 28. Juli eine Mehrheit für Kuntzes Entlassung erreicht werden – und zwar in der eigentlich sitzungsfreien Ferienzeit, da zahlreiche Unterstützer des Intendanten im Urlaub waren. Gegenüber unserer Redaktion äußerte ein Stadtratsmitglied, das ebenfalls nicht anwesend sein konnte: „Dieses Vorgehen der AfD und von Pro Altenburg ist höchst undemokratisch. In dem Wissen, dass die Mehrheit des Stadtrates anderer Meinung ist, versucht man mit einem Trick, diese Mehrheitsmeinung zu umgehen.“ Dieser Meinung schließen sich auch die Fraktionsvorsitzenden von Linke und SPD an. Thomas Jäschke (SPD) ergänzt: "Wir stehen zu dem Vertrag, der vom Stadtrat mit großer Mehrheit 2022 beschlossen wurde."
Aus politischen Kreisen wurde außerdem bekannt, dass in zwei Ausschüssen vor der gestrigen Sondersitzung und in der Runde der Fraktionschef vor der Gesellschafterversammlung es auch 2025 immer ein eindeutiges Votum für Kuntze gegeben habe.
Seit 2022 war der Vertrag mit Kündigungsklausel bekannt
Vor allem Pro Altenburg hätte seit 2022 in jeder regulären Sitzung einen entsprechenden Beschluss einbringen können, wurde aber offenbar erst durch die Vorgänge in Gera darauf aufmerksam, dass dies überhaupt möglich ist. Und so forderte man vier Tage vor Fristablauf die gestrige nichtöffentliche Sondersitzung.
Nach Informationen eines ehrenamtlichen Stadtratsmitglieds ging dieser Plan jedoch gründlich schief: In der nichtöffentlichen Sitzung erschienen – vor allem wegen der Urlaubszeit – nicht genug Mitglieder, sodass der Stadtrat nicht beschlussfähig war. Damit kommt auch in der Gesellschafterversammlung keine Mehrheit für eine Entlassung Kuntzes zustande, da die Frist für eine mögliche Entlassung am 31. Juli endet. Übrigens möchte auch der Freistaat Thüringen, der den Großteil der Finanzierung trägt, weiterhin mit Kay Kuntze zusammenarbeiten.
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