Altenburg, 22.11.2025 19:58 Uhr

Regionales

09:44 Uhr | 09.04.2018

Zuschauerpost: Die Qual der Wahl

Obwohl ich häufig in Altenburg weile und als „halbtouristische“ Besucherin  hier nicht nur gelegentlich einkaufe und sogar zum Frisör gehe – ergo für Umsatz sorge - zähle ich wegen der Hauptwohnsitzregelung leider nicht zu den Stimmberechtigten für den OB-Entscheid. Schade eigentlich, denn mein Herz hängt nach wie vor an meinem Geburtsort und mit großem Bedauern und noch viel mehr Empörung musste ich die geradezu desaströse Entwicklung der letzten 18 Jahre miterleben. In Abwandlung eines berühmten Heine-Gedichts kann ich nur schreiben: „Denk` ich an Altenburg in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht. Ich kann nicht mehr die Augen schließen. Und meine heißen Tränen fließen!“ Mein kürzlich unternommener österlicher Spaziergang hat mir trotz hellem Sonnenschein die dunklen Seiten noch einmal so richtig deutlich gemacht. Die Stadt ist in einem erbärmlichen geschäftlichen wie baulich bedenklichem Zustand. Ladensterben wohin man auch schaut. Diesbezüglich sind beispielsweise die einst belebte Wallstraße und die Johannisstraße so gut wie tot. Die Wohnsubstanz auf dem Markt mit seinem künstlerisch bedeutsamen Renaissance-Rathaus bröckelt. Gegenüber dem Bahnhof und unterhalb der Roten Spitzen, dem Wahrzeichen der Stadt, grüßen Ruinen. Derzeit wird der triste Anblicks allerdings von schmucken Wahlplakaten gemildert. Vorweggenommen: Ich bin partei- aber aufgrund meiner DDR-Herkunft nicht empathielos, bekennende Protestantin und zahle Kirchensteuer. Dank der regelmäßig von mir abgerufenen Google-Überschriften „Altenburg News“ und „TV Altenburg“ habe ich mich recht intensiv vor allem mit den beiden OB-Kandidaten von SPD und CDU beschäftigt, deren Wahlprogramme gelesen und mir ihre Interviews angehört. Mir ist vollkommen klar: Zaubern kann keiner, der Haushalt begrenzt, die Altenburger Einwohnerschaft überaus diffizil. Allerdings finde ich es sehr verwunderlich, dass eine 29-jährige und laut den sozialen Netzwerken bisher überzeugte Leipzigerin mit stark ausgeprägten  parteipolitischem Hintergrund, die, bevor sie zur persönlichen Referentin des Noch-Amtsinhabers vor sechs Monaten berufen wurde, nach eigenen Angaben vorher noch nie in Altenburg war, nun die Geschicke dieser arg gebeutelten Stadt lenken will. Der von der Kandidatin selbst als positives Argument beworbene „unverstellbare Blick“ auf Altenburg ist meiner Meinung nach als Qualifikationsmerkmal für so eine wichtige Position einfach nicht ausreichend, um die wirtschaftlich wie demographisch überaus schwierige Situation mit einem seit 2015 halbierten Tourismus zu meistern. Frau Schenks Master-Plan für Altenburg, den seit der Wende vor 27 Jahren in allen Bereichen stark geschrumpften Ort, zu einer lebendigen „Wohn-, Bürger- und Heimatstadt“ zu entwickeln, geht über das plakative Formulieren leider nicht hinaus. Kein Wort davon, wie konkret der notwendige Bevölkerungszuzug in praxi realisiert werden soll! Allein mit ihrer werbenden Mundpropaganda im Verwandten- und Bekanntenkreis, wie schön es sich doch mit einer festen und gut bezahlten Anstellung im öffentlichen Dienst  in Altenburg leben lässt, dürfte das notwendige Kaufkraftvolumen nicht maßgeblich zu erhöhen sein. Und wenn sie, wie angekündigt, als erste Maßnahme nach gewonnener Wahl mit allen 450 Verwaltungsmitarbeitern zwecks dringend notwendigem Motivationsschub persönlich sprechen will, wären ja leider schon mehrere Monate vom Amtsjahr rum. Ich gebe zu, ich stehe auch der CDU nicht nahe. Sachlich, an Hand des Wahlprogramms und des Lebenslaufs analysiert, ist OB-Kandidat Neumann  aber nicht nur in der Stadt fest verankert, verfügt über reichlich kommunalpolitische Erfahrungen, ist Gründungsmitglied verschiedenster Altenburger Vereine, hat eine solide kaufmännische Berufsentwicklung und kennt sich in der freien Wirtschaft aus, übrigens Personalverantwortung für 800 Leute inklusive.

 

Marion Schlag/Altenburg-Berlin

 

weitere Meldungen aus dieser Rubrik

16.11.2025

Gott ImPuls am 16. November

Gottesdienst für das Altenburger Land mit Dajka Krentz, Franziska und Reinhard Haucke   [mehr]

15.11.2025

Thüringen.TV

Geschichten und Beiträge aus dem Freistaat [mehr]

12.11.2025

Theatertipps für Altenburg zum Wochenende

Märchenhafte Matinee Am Sonntag, den 16. November um 11:00 Uhr lädt das Altenburger Schauspielensemble zu einer zauberhaften... [mehr]

21.11.2025

VHS-Vortrag zu Hugo Preuß

Altenburg. Der Jenaer Politikwissenschaftler Prof. Dr. Michael Dreyer ist am Montag, dem 1. Dezember, 18 Uhr, in der „Akademie... [mehr]

17.11.2025

Sportlerumfrage 2025

Wer wird Sportler/in, Mannschaft oder Übungsleiter/in des Jahres im Altenburger Land? Die Antwort auf diese Frage wird am 14.03.2026 auf... [mehr]

13.11.2025

Mahnung gegen das Vergessen

Altenburg – Am 9. November versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger in der Stadtkirche St. Bartholomäi, um der Opfer der... [mehr]

17.11.2025

Evangelische Kirche setzt sich mit Krieg auseinander

Frieden ist ein zentrales Thema der Kirchen. Die evangelische Kirche hat ein neues Grundsatzpapier dazu vorgestellt, mit dem sie... [mehr]

14.11.2025

Weihnachten mit Rotkäppchen

In der Vorweihnachtszeit lädt das Theater Altenburg Gera Familien zu einem besonderen Erlebnis ein: „Rotkäppchen und der Wolf“, der... [mehr]

21.11.2025

Aktueller Stand zum Thüringer Haushalt

Wie steht es aktuell um den Thüringer Doppelhaushalt 2026/2027 [mehr]

AGB TV - Livestream
Neu in der Mediathek

Bericht aus Erfurt - Landtag aktuell

Bericht aus Erfurt - Landtag aktuell

Sendung vom 14.11.2025

Der Wochenspiegel für das Altenburger Land

14. November 2025

Sendung vom 14.11.2025

ABG.TV überregional

ABG.TV überregional

Sendung vom 14.11.2025